Um 1500 entstand das Wort „Satire“ und bezeichnete ursprünglich ein literarisches Werk, meist in Versform, das dazu diente, durch spöttische oder verächtliche Ausdrucksweise vorherrschende Laster oder Torheiten zu verspotten. Es stammt aus dem Französischen satire (14. Jahrhundert) und direkt aus dem Lateinischen satira, was so viel wie „Satire“ oder „poetisches Mischwerk“ bedeutet. Ursprünglich hieß es satura, was in dem Ausdruck lanx satura „Gemischtes Gericht“ oder „Gericht voller verschiedener Früchte“ zu finden ist – also wörtlich „volles Gericht“. Der Begriff leitet sich von der weiblichen Form satur ab, was „satt“ bedeutet und auf die indogermanische Wurzel *sa- zurückgeht, die „sättigen“ bedeutet.
Im Lateinischen entwickelte das Wort seine literarische Bedeutung, als es sich auf eine Gedichtsammlung des spätrepublikanischen Dichters Ennius bezog. Diese umfasste Gedichte in verschiedenen Metriken zu unterschiedlichen Themen. Das Wenige, was von Ennius’ Versen erhalten geblieben ist, wirkt heute nicht besonders satirisch. In der klassischen lateinischen Literatur wurde der Begriff jedoch vor allem für Gedichte verwendet, die nacheinander verschiedene Laster anprangerten.
Die Form des Begriffs wurde im Lateinischen durch das griechische satyr beeinflusst, da man fälschlicherweise annahm, dass die literarische Gattung mit dem griechischen satyr-Drama verwandt sei (siehe satyr). Siehe auch humor (Substantiv).
In der modernen allgemeinen Verwendung beschreibt „Satire“ eine Rede oder ein schriftliches Werk, das durch Sarkasmus, Spott, Ironie und ähnliche Mittel anprangert oder verspottet (all dies kann Satire ausdrücken). Die erweiterte Bedeutung „Fakt oder Umstand, der jemanden oder etwas lächerlich erscheinen lässt“ entwickelte sich in den 1690er Jahren.
Satire, n. An obsolete kind of literary composition in which the vices and follies of the author's enemies were expounded with imperfect tenderness. In this country satire never had more than a sickly and uncertain existence, for the soul of it is wit, wherein we are dolefully deficient, the humor that we mistake for it, like all humor, being tolerant and sympathetic. Moreover, although Americans are 'endowed by their Creator' with abundant vice and folly, it is not generally known that these are reprehensible qualities, wherefore the satirist is popularly regarded as a sour-spirited knave, and his every victim's outcry for codefendants evokes a national assent. [Ambrose Bierce, "Devil's Dictionary," 1911]
Satire, n. Eine veraltete Form literarischer Komposition, in der die Laster und Torheiten der Feinde des Autors mit unzureichender Zärtlichkeit dargelegt wurden. In diesem Land hatte die Satire nie mehr als ein kränkliches und unsicheres Dasein, denn ihr Wesen ist Witz, und daran mangelt es uns schmerzlich. Der Humor, den wir dafür halten, ist wie jeder Humor tolerant und mitfühlend. Außerdem, obwohl die Amerikaner von ihrem Schöpfer mit reichlich Laster und Torheit „begabt“ wurden, ist allgemein nicht bekannt, dass diese Eigenschaften verwerflich sind. Daher wird der Satiriker oft als grantiger Schurke angesehen, und der Aufschrei jedes seiner Opfer nach Komplizen findet landesweite Zustimmung. [Ambrose Bierce, „Devil's Dictionary“, 1911]
Proper satire is distinguished, by the generality of the reflections, from a lampoon which is aimed against a particular person, but they are too frequently confounded. [Johnson]
Echte satire unterscheidet sich durch die Allgemeinheit ihrer Reflexionen von einem lampoon, das sich gegen eine bestimmte Person richtet, doch werden sie allzu oft verwechselt. [Johnson]
[I]n whatever department of human expression, wherever there is objective truth there is satire [Wyndham Lewis, "Rude Assignment," 1950]
In jedem Bereich menschlichen Ausdrucks, wo es objektive Wahrheit gibt, findet sich Satire. [Wyndham Lewis, „Rude Assignment“, 1950]