Im Jahr 1726 bezeichnete der Begriff „Nostalgie“ ein „krankhaftes Verlangen, in die Heimat oder das Geburtsland zurückzukehren, eine schwere Heimweh-Erkrankung“. Er stammt aus dem modernen Latein und wurde 1688 von dem Gelehrten Johannes Hofer (1669-1752) in einer Dissertation an der Universität Basel geprägt. Hofer verwendete ihn als Übersetzung des deutschen Begriffs heimweh, was so viel wie „Heimweh“ bedeutet (siehe auch home + woe).
Der Begriff setzt sich aus dem griechischen algos für „Schmerz, Trauer, Kummer“ (vergleiche -algia) und nostos für „Heimkehr“ zusammen. Letzteres stammt von neomai, was so viel wie „einen Ort erreichen, entkommen, zurückkehren, nach Hause kommen“ bedeutet. Laut Watkins geht es auf die indogermanische Wurzel *nes- zurück, die „sicher nach Hause zurückkehren“ bedeutet. Diese Wurzel ist verwandt mit dem altnordischen nest („Nahrung für eine Reise“), dem Sanskrit nasate („nähert sich, gesellt sich“), dem Deutschen genesen („sich erholen“), dem gotischen ganisan („heilen“) und dem altenglischen genesen („sich erholen“).
Im Französischen taucht nostalgie bereits in Militärmedizinischen Handbüchern des Jahres 1754 auf. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf die Schweizer und wurde als für sie besonders typisch und oft tödlich beschrieben, sei es durch die Krankheit selbst oder in Kombination mit Verletzungen oder anderen Krankheiten.
[Dr. Scheuzer] had said that the air enclosed in the bodies of his countrymen, being in Æquilibrium with a rare and light air that surrounds them, was overloaded in lower countries with an air more dense and heavier, which compressing and obstructing the capillary vessels, makes the circulation slow and difficult, and occasions many sad symptoms. [Account of the publication of "Areographia Helvetiæ" in New Memoirs of Literature, London, March 1726]
[Dr. Scheuzer] hatte erklärt, dass die Luft, die in den Körpern seiner Landsleute eingeschlossen sei, im Æquilibrium mit der dünnen und leichten Luft, die sie umgibt, in tieferen Ländern jedoch durch dichtere und schwerere Luft überladen werde. Diese drücke und blockiere die feinen Blutgefäße, was die Blutzirkulation verlangsamt und erschwert und viele traurige Symptome hervorrufe. [Bericht über die Veröffentlichung von "Areographia Helvetiæ" in den New Memoirs of Literature, London, März 1726]
In den 1830er Jahren wurde der Begriff für jedes intensive Heimweh verwendet, sei es bei Seeleuten, Sträflingen oder afrikanischen Sklaven. „Die Dudelsäcke erzeugten manchmal dieselben Wirkungen in den schottischen Regimentern, während sie im Ausland dienten“ [Penny Magazine, 14. November 1840]. In der „Cyclopaedia of Practical Medicine“ [London, 1833, herausgegeben von drei Doktoren der Medizin] wird Nostalgie unter den „endemi-schen Krankheiten“ aufgeführt und als „die Ansammlung von belastenden Symptomen definiert, die manchmal bei Menschen auftreten, die von ihrer Heimat entfernt sind und von einem sehnsüchtigen Verlangen ergriffen werden, zu ihren Freunden und den Schauplätzen ihrer Jugend zurückzukehren …“
Ursprünglich war es vor allem eine militärmedizinische Diagnose und wurde während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Norden als ernstes medizinisches Problem angesehen:
In the first two years of the war, there were reported 2588 cases of nostalgia, and 13 deaths from this cause. These numbers scarcely express the real extent to which nostalgia influenced the sickness and mortality of the army. To the depressing influence of home-sickness must be attributed the fatal result in many cases which might otherwise have terminated favorably. ["Sanitary Memoirs of the War," U.S. Sanitary Commission, N.Y.: 1867]
In den ersten beiden Kriegsjahren wurden 2588 Fälle von Nostalgie gemeldet, und 13 Todesfälle wurden auf diese Ursache zurückgeführt. Diese Zahlen spiegeln kaum das tatsächliche Ausmaß wider, in dem Nostalgie die Krankheit und Sterblichkeit der Truppen beeinflusste. Dem deprimierenden Einfluss des Heimwehs ist in vielen Fällen das tödliche Ergebnis zuzuschreiben, das andernfalls vielleicht günstig hätte verlaufen können. [„Sanitary Memoirs of the War“, U.S. Sanitary Commission, N.Y.: 1867]
Die übertragene Bedeutung des Begriffs, die heute am häufigsten verwendet wird und ein „sehnsüchtiges Verlangen nach der Vergangenheit“ beschreibt, wurde um 1920 belegt. Möglicherweise entstand sie durch die Verwendung von nostalgie in der französischen Literatur. Das Verlangen nach einem fernen Ort war auch immer mit einer zeitlichen Trennung verbunden.